Die Klimazeitbombe

Aufgrund der schnellen Erwärmung der Nordpolarregion in den vergangenen Jahrzehnten, tauen Permafrostböden 70 Jahre früher auf, als Forscher*innen ursprünglich angenommen haben. Diese neusten Erkenntnisse lassen darauf schliessen, dass sich die globale Klimakrise rasant beschleunigt - denn Permafrostböden sind wichtige Kohlendioxidspeicher der Erde. Wissenschaftler*innen haben berechnet, dass zwischen 1300 und 1600 Gigatonnen Kohlenstoff in Form von CO2 (Kohlenstoffdioxid) und CH4 (Methan) in gefrorenen Böden enthalten sind. Die Atmosphäre enthält laut neusten Berechnungen rund 800 Gigatonnen Kohlenstoff (Gruber & Haeberli, 2009).

Taut der Boden, welcher mindestens zwei aufeinanderfolgende Jahre permanent gefroren war auf, verliert er an Stabilität. Eine Folge davon sind einstürzende Gebäude, aufreissende Strassen und Gehwege (Dobinski, 2011).

Aus klimatechnischer Sicht ist jedoch viel dramatischer, dass durch das Auftauen der Permafrostböden immense Mengen an Kohlendioxid (CO2) freigesetzt werden. CO2 ist in gebundener Form für das Klima unbedenklich (Gruber & Haeberli, 2009). Wird es jedoch freigesetzt und gelangt so in die Atmosphäre, fördert dies die Klimaerwärmung, da CO2 ein wärmeförderndes Gas ist, welches einen schnelleren Temperaturanstieg bewirkt. Grund für die Freisetzung von Kohlendioxid ist das über Jahrtausende im Boden tiefgefrorene organische Material, hauptsächlich bestehend aus abgestorbenen Tier- und Pflanzenresten, welche durch die auftauenden Böden plötzlich mikrobiellen Zersetzungsprozessen ausgesetzt sind (Woo, 2000).

Ein Grossteil dieses gebundenen Kohlenstoffs befindet sich unter der Erdoberfläche an Land. Hinzu kommen jedoch noch die nahezu unerforschten Mengen an gebundenem Kohlenstoff im submarinen Permafrost. Der submarine Permafrost hat sich in der letzten Eiszeit an Land gebildet und wurde gegen Ende der Eiszeit durch den steigenden Meeresspiegel überflutet und liegt nun unter dem Meeresboden (Gilichinsky, Wagener & Vishnevetskaya, 1995).

Jennifer Morgan, Geschäftsführerin von Greenpeace sagte folgendes: «Das Auftauen des Permafrostes ist eines der Kipppunkte für den Zusammenbruch des Klimas und es geschieht vor unseren Augen.» Diese Aussage zeigt auf, wie wichtig es ist, besonders die Wirtschafts- und Energiesektoren zu dekarbonisieren. Denn besonders durch die Verbrennung von Öl, Erdgas und Kohle wird Kohlenstoff freigesetzt, welcher als CO2 die Erdatmosphäre erreicht und dort für den Treibhauseffekt sorgt, der unsere Erde erwärmt (Jansson & Taş, 2014).

 

Fazit

Steigen die globalen Temperaturen weiterhin an, so wird ein Flächenrückgang zwischen 37 und 81 Prozent des oberflächennahen Permafrostes bis Ende des Jahrhunderts nicht aufzuhalten sein. Wichtig ist, dass das eigene Konsumverhalten überdacht wird und ein möglichst emissionsarmer Lebensstil angestrebt wird. Nur so wird es möglich sein, das seit Millionen von Jahren im Permafrostboden gefrorene, organische Material in dieser natürlichen Tiefkühltruhe zu fixieren und so dem Klimawandel entgegenzuwirken (Hoffmann, 2018).

 

(Text: Cinzia Reinhard, Biovision)

 

Quellen:

Dobinski, W. (2011). Permafrost. Earth-Science Reviews, 108(3), 158–169. doi.org/10.1016/j.earscirev.2011.06.007

Gilichinsky, D. A., Wagener, S. & Vishnevetskaya, T. A. (1995). Permafrost microbiology. Permafrost and Periglacial Processes, 6(4),

281–291. doi.org/10.1002/ppp.3430060402

Gruber, S. & Haeberli, W. (2009). Mountain Permafrost (Soil Biology). In R. Margesin (Hrsg.),

Permafrost Soils (S. 33–44). Berlin, Heidelberg: Springer. doi.org/10.1007/978-3-540-69371-0_3

Hoffmann, S. (2018). Viren und Bakterien werden durch den auftauenden Permafrost zur Bedrohung. geo.de.

Jansson, J. K. & Taş, N. (2014). The microbial ecology of permafrost. Nature Reviews Microbiology, 12(6), 414–425. doi.org/10.1038/nrmicro3262

Woo, M. (2000). Permafrost and Hydrology. The Arctic. Routledge.

Vielen Dank für deinen Einkauf.
Dein Ergebnis wird berechnet.